Ein alter Wasserturm wird neu genutzt!

Mein Interesse am Bauwerk - alter Wasserturm in Niesky - basierte zum einen auf dem Wunsch, meine berufliche Tätigkeit in eigenen Arbeitsräumen auszuüben und zum anderen auf meinem persönlichen Interesse am Erhalt und der Pflege alten Kulturgutes.

Dipl.-Ing. (FH) Veit Schulze


- Geschichte
- Zustand vor Sanierung
- Nutzungsfindung
- Nutzbarmachung
- Nutzung
- Pressestimmen

- Erkenntnisse anderer bei der Umnutzung von Wassertürmen

Geschichte

1920 wurde dieser Wasserturm errichtet. Die Fa. Roth aus Neugersdorf – ein Spezialgeschäft für Industrieanlagen – baute den Stahlbetonbehälter. Die Wasserversorgung Neu- Ödernitz GmbH als Bauherr schuf so die erste zentrale Wasserversorgung in der Stadt Niesky. Der Wasserbehälter im Turm-„Kopf“ konnte 52.000 l aufnehmen. Mit dem Krüppelwalmdach aus Holz und Pappe hatte der Turm eine Höhe von 21,35 m.
1928 erhielt der Turm ein Pumpenhäuschen als Vorbau.
Im Jahr 1934 war das Krüppelwalmdach infolge Witterungseinflüsse stark verschlissen. Nun entstand der Turm in seiner heutigen Form mit Flachdach und Zinnen, Gesamthöhe 19,65 m, errichtet durch die Fa. Paul Pötschke aus Niesky. Über zwei Leitern und der entsprechenden Zwischendecke erreichte man den Wasserbehälter zu Revisionszwecken.
Wie lange der Turm für die Wasserversorgung genutzt wurde, ist leider nicht bekannt. Fest steht nur, dass er später auch als Umspannstation von Mittel- auf Niederspannung für Straßenbeleuchtung diente, später so „vor sich hin dümpelte“ und schließlich bis 1996 als Lager für Verkehrsschilder zur Verfügung stand (Nutzer/Verwalter Baubetriebshof der Stadt Niesky).

Alte Bauzeichnungen

1924 - Vor Anbau des Pumpenhäuschens 1938 - Umbau des Daches

Zustand vor Sanierung

Während der Planung ist eine Reihe von Schäden deutlich geworden. Dazu gehörte die aufsteigende Feuchte in den Wänden des Erdgeschosses, die teilweise von Rost angegriffenen Träger der Decken und die schadhafte Dachkonstruktion einschließlich der Attika. Durch zwei nicht verschlossene Öffnungen im Dachbereich sowie ein defektes Dachrinnenfallrohr drang Niederschlagswasser in den Turm. Erhebliche Frostschäden im Dachbereich und in den Wänden waren die Folge. Ein Neuaufbau des Turmkopfes / Attika war somit unumgänglich. Ansicht West

DachbereichDachbereich
Zwischen Wasserbehälter und Außenwand
(links Außenwand, rechts Wasserbehälter)
Zwischen Wasserbehälter und Außenwand
(rechts Wasserbehälter)
Blickrichtung von oben in den Wasserbehälter
Blickrichtung unterhalb tragender Decke zum Wasserbehälter Auf Zwischendecke
StraßenansichtAnsicht Nord-Ost

Nutzungsfindung

Es stellte sich bald heraus, das die Nutzungsfindung für so ein Bauwerk ein Prozess ist, der mehr Unklarheiten aufwirft als Klarheiten. Jeder Lösungsvorschlag barg schon wieder weitere Probleme.
Bei der Neunutzung des unter Denkmalschutz stehenden Turmes ergaben sich viele Fragen, auf die es eine Antwort zu finden galt:
- Sind äußere architektonische Eingriffe in dieses geschlossene Bauwerk zulässig?
- Waren die ersten Gedanken richtig, den Turm als Arbeitsstätte zu nutzen?
- Welche Nutzungsarten sind überhaupt möglich?
- Kann man ein Gebäude anfügen oder verbietet sich dies? …

Aus umfangreicher Literatur informierte ich mich über die Erhaltung und Nutzungsänderung von Wasserturmbauwerken in Deutschland. In Abhängigkeit von der Höhe und Grundfläche des Turmes wurden die verschiedensten Nutzungsformen gefunden, zum Beispiel

Sehr viele Lösungsvarianten gab es so während der Planungsphase für diesen Turm und immer stellte sich am Ende eine Frage:

Ist die Gesamtlösung im Einklang mit dem Turm?

Es wurde nämlich sehr bald deutlich – der Turm allein reicht nicht aus für die gewünschte Nutzung, ohne ihn in seiner „Seele“ zu zerstören.
Ein Nebengebäude war notwendig, aber Anbauten zerstören den Turmcharakter.

Der heute so selbstverständliche Anbau war bei weitem keine Selbstverständlichkeit. Übernommene Elemente des Turmes, wie Rundbogenfenster und angesetzter Dachziegelkranz wirken für sich, ohne Altes nachzubauen.


Nutzbarmachung

Einige wesentliche Schritte der Baumaßnahmen:


Nutzung

Wie wird das Bauwerk heute genutzt?

Danken möchte ich an dieser Stelle besonders all jenen, die mir mit Interesse und vor allem mit Herz bei der Umsetzung dieses Vorhabens halfen.




Pressestimmen

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